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Nachruf Hans Rudolf Güdemann 16. Oktober 1938 – 29. September 2020

6. Oktober 2020

Architekt, Stadt- und Regionalplaner

Der Deutsche Werkbund, die Architektenkammer Baden-Württemberg, der Bund Deutscher Architekten und die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung trauern um Hans Rudolf Güdemann. Wir verlieren mit ihm einen wahrhaftigen Wegbegleiter, Mentor und Freund. Mitglieder und Vorstände werden ihm in Dankbarkeit, Freundschaft und Anerkennung verbunden bleiben.

Seit 1976 gehörte Hans R. Güdemann dem Deutschen Werkbund Baden-Württemberg an. 1985 wurde er in den Vorstand gewählt; von 1993 bis 2000 führte er den Vorsitz. In 10 Amtszeiten und damit 30 Jahren ehrenamtlichen Engagements prägte er maßgeblich die Werkbundarbeit in Baden-Württemberg. Auch alle anderen Berufsverbände haben ihn über viele Jahre als engagierten Mitstreiter für Planungs- und Baukultur in unserer Region erlebt und geschätzt.

Dieser in Zahlen gefasste Überblick bildet lediglich den Rahmen für drei Jahrzehnte persönlicher Begegnungen, gemeinsamer Erlebnisse und intensiver Diskurse in Arbeits- und Projektgruppen.

Neben der weitsichtigen fachlichen Kompetenz als Stadt- und Regionalplaner brachte er ein großes Wissen zu fachübergreifenden und zukunftsorientierten Themen ein, sowie seine Fähigkeit, Projekte mit Augenmaß und Beharrlichkeit zu strukturieren, umzusetzen und dafür Mitstreiter zu gewinnen. Er wollte „in Experimenten die Zukunft erproben“ (Zitat Güdemann).Trotz seines Interesses an Zukunftsthemen, unterwarf sich Hans Güdemann selbst niemals dem Zeitgeist.

Von 1999 bis 2006 lenkte Hans Güdemann darüber hinaus als Vorsitzender des Deutschen Werkbunds e.V. die Geschicke des Verbandes bundesweit und setzte sich für eine zeitgemäße Umstrukturierung ein. Somit ist es nicht zuletzt auch seinem ausdauernden und diplomatischen Einsatz zu verdanken, dass der Deutsche Werkbund mit seinen Landesbünden und deren Aktivitäten bis heute seine kulturpolitische Bedeutung behaupten konnte.

Als nach außen wirkende, inhaltliche Säule der Werkbundarbeit auf Bundesebene wurden während der Amtszeit Hans Güdemanns die bis heute stattfindenden jährlichen Werkbundtage eingeführt, die die Themenvielfalt im Werkbund spiegeln.

Hans Güdemann war dem Markgräflerland, der Region im Dreiländereck zeitlebens eng verbunden. Durch seine Kontakte zu den Kollegen des Schweizerischen Werkbunds ergaben sich immer wieder auch grenzüberschreitende Aktivitäten.

2011 erschien in der Schriftenreihe des Naturparks Südschwarzwald das Buch »DorfLeben«, das Hans Güdemann zusammen mit Gerhard Zickenheiner verfasst hat. In Verbundenheit mit der Region und in Kenntnis auch der Probleme des Schwarzwaldes jenseits des Bollenhut-Klischees entstand auf Basis von Spaziergängen ein Kompendium mit Gedanken zu den planerischen Entwicklungen in ausgewählten Schwarzwaldgemeinden und dem damit verbundenen Potenzial für die Region.

Von seinem Turmzimmer in der Turmstraße in Lörrach aus lenkte Hans Güdemann die 1970 gegründete Planungsgruppe Südwest, deren Kreativität und Planungen weit über die Region hinaus bis heute wirken und durch deren erfolgreiche fachliche Arbeit seine umfangreiche ehrenamtliche Tätigkeit erst möglich wurde.

Hans Güdemann war ein Idealist, der allen großzügig Herzblut, Kraft und Ideen gegeben hat, der immer um den Dialog bemüht war, dabei aber nie das Ziel aus dem Auge verloren hat, das einer sozial orientierten Gestaltungskultur.

Die Verbände danken Hans Rudolf Güdemann für über 30 Jahre außerordentliches Engagement in offizieller und inoffizieller Mission, für die gute Gestaltung unserer gebauten Umwelt und für alles, was wir von ihm lernen durften.

04.10.20, Gemeinsamer Nachruf werkbund / AKBW / BDA / DASL
i.A. Yvonne Endes, Frank Hovenbitzer, Matthias Schuster, Donato Acocella